St. Tropez: unsere Tipps für Hotels, Restaurant, Bars und Shops

2021-12-27 12:04:53 By : Ms. Cindy Hu

Neun Uhr morgens, Quai Jean Jaurès. Im Café Sénéquier sitzen bereits die ersten Gäste auf knallroten Klappstühlen und blinzeln in die Morgensonne. Tiefblau hebt sich der Himmel gegen die pastellfarbenen Hausfassaden ab. Das Meer glitzert, eine schneeweisse Motorjacht tuckert träge aus dem Hafen. «Ivana» steht in fetten Lettern auf ihrem Heck.

Noch herrscht Ruhe in Saint-Tropez, denn um diese Uhrzeit liegen die meisten Feriengäste noch im Bett. Der kleine Fischmarkt gleich hinter dem «Sénéquier» ist allerdings schon gut besucht. Hausfrauen und Profiköche drängeln sich um die fangfrischen Langusten, zierlichen Rotbarben, Sardinen aus dem Mittelmeer und Riesenkrevetten aus Madagaskar. Doraden werden geschuppt, Seezungen filetiert, Tintenfische gesäubert. Händler und Kunden tauschen Tratsch und Rezepte aus, man kennt sich – nur Einheimische und Dauerbesucher mit Ferienhaus kaufen hier, bei den Pêcheries Tropéziennes.

Auch im «Le Sporting» an der Place des Lices ist man um diese Zeit unter sich. Später, wenn das gerade erwachte Szenevolk den obligaten «petit noir» am Trend-Tresen der Tropéziens bestellt, sind die Stammgäste schon beim Pastis angelangt und dann so gut wie verschwunden, in einem dieser wunderschönen alten Häuser mit aprikosenfarbenen Fassaden und Kaskaden von Glyzinien. Oder sie sind weitergezogen, zu den Pétanque-Spielern, die unter schattenspendenden Platanen ihre Kugeln klacken lassen.

Der bekannteste Strand mit den schicksten Badeanstalten befindet sich an der kilometerlangen PAMPELONNE-BUCHT. Insider baden aber anderswo. Etwa an der PLAGE DES SALINS mit kristallklarem Wasser und einem sehr guten Restaurant. Oder an der naturbelassenen PLAGE DE LA MOUTTE, die nur über einen Wanderweg zu erreichen ist und keine Infrastruktur bietet. Am schönsten ist die grosszügige PLAGE DE GIGARO mit dem netten Lokal Marius

In diesem Sommer ist Saint-Tropez etwas anders als sonst. Weniger überlaufen, friedlicher, französischer. So schön wie früher, möchte man sagen, als Künstler wie Picabia, Braque und Matisse hier lebten. Sie liebten das strahlende Licht und die leuchtenden Farben – ihre Werke sind im hübschen Musée de L, Annonciade zu sehen, das in einer ehemaligen Kapelle direkt am Hafen untergebracht ist.

Auf die Maler folgten die Schriftsteller: Jean-Paul Sartre, Boris Vian und Colette hockten tagelang am Hafen und dachten über den Sinn des Lebens nach. Dann kamen die Fifties und mit ihnen Roger Vadim. «Et Dieu créa la femme» hiess seine filmische Ode an Brigitte Bardot. Für die Schauspielerin begann damit ein neues Leben, für Saint-Tropez eine neue Ära.

Die Mittelmeerregatta LES VOILES DE SAINT-TROPEZ findet jeden Herbst statt (2021: 25. 9.–3. 10.) und verändert das Hafenbild: Anstelle der Luxusjachten liegen wunderschöne Segelschiffe am Quai, das Promi-Dorf wird für ein paar Tage zum Treffpunkt für Segler und ihre Fans (lesvoilesdesaint-tropez.fr). Einmalig in diesem Jahr: SailGP (11. und 12. 9), ein international besetztes Wettsegeln von fliegenden Katamaranen (sailgp.com).

Heute sind alle bekannten grossen Modelabels mit ihren Boutiquen in der Altstadt vertreten, es gibt Sternerestaurants, teure Hotels, Klubs und Cocktailbars. Doch wer sucht, findet auch ein anderes Saint-Tropez: ein Dorf mit krummen Gassen, kleinen Läden und Menschen, die mit dem unverwechselbaren einheimischen Akzent sprechen. Und dazu einen Hafen, der jeden Abend im Lichterschein der Lokale und Luxusjachten wie eine Filmkulisse frisch aus Hollywood wirkt.

Am liebsten starte ich den Tag mit Kaffee und Tartines in meinem Strandklub, möglichst schon um 8 Uhr, wenn wir gerade öffnen. Um diese Zeit ist die Bucht menschenleer und die Stimmung wunderbar friedlich. Nach einem Bad im Meer breche ich zu einer Wanderung durch das einzigartige Massif des Maures auf. Die Bergkette ist rund 60 Kilometer lang und bietet eine Vielfalt an Bäumen und Tieren, sensationelle Ausblicke auf die Küste sowie eine Reihe malerischer Dörfer wie La Garde-Freinet oder Les Mayons. Mein Weg führt von La Môle aus durch dichte Kastanienwälder bis nach Collobrières, wo es ein paar nette, einfache Lokale gibt – mein Favorit ist «Les Olivades» (5 Place de la Libération). Im Dorf findet man auch mehrere gute Marron-glacé-Manufakturen und phantastisches Kastanien-Eis. Ein Abstecher nach Saint-Tropez macht immer Spass. Mit Freunden von ausserhalb gehe ich ins Musée d’histoire maritime, dort wird die Geschichte des Städtchens gut erklärt. Oder ins Musée de l’Annonciade, wo impressionistische Meisterwerke hängen. Zum Abendessen fahre ich nach La Môle, dort wohne ich. Das beste Restaurant ist das «Auberge de la Môle» (2 Place de l’Église, Tel. +33 494 495 701), ein traditionsreicher, einfacher, aber sehr gepflegter Gasthof mit unverfälschter provenzalischer Küche.

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