TikTok: 6 Millionen Menschen sind fasziniert von dieser Theorie der Unsterblichkeit - WELT

2021-11-23 06:48:36 By : Mr. Jackey Chou

T ikTok ist die Social Media App für lustige bis peinliche Videos und hat mit philosophischen Theorien so viel gemeinsam wie der Star Grumpy Cat mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche. Doch nun hat Jo Ibatuemoli, besser bekannt als Joli Moli, in einem Video zusammengetragen, was eigentlich nicht zusammengehört.

Die Kalifornierin, die sich selbst als philosophische Künstlerin bezeichnet, beschreibt WELT, dass ihr die Idee zu ihrem TikTok-Video im Traum gekommen sei. "Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und habe sofort das ganze Videoskript auf mein Handy geschrieben."

Am 24. September ging der Clip endlich auf ihrem TikTok-Account „Joli.Artist“ online. Seitdem wurde es 6,4 Millionen Mal angesehen und 1,5 Millionen Nutzern hat es gefallen. Da ihre bisherigen Videos nur wenige Klicks generierten, kam der Erfolg für sie völlig überraschend.

Aber wir wollen euch nicht mehr quälen, hier kommt die Arbeit. Bereit?

Der Künstler beginnt so: "Ich sehe immer wieder Videos auf TikTok, in denen Leute behaupten, die Welt sei dem Untergang geweiht." Und diese Leute würden die Apokalypse mit Vorfreude verkünden, sagte Joli Moli. "Wenn du hoffst, dass das Ende der Welt dir diese wunderbare Erlösung bringt, tut es mir leid, dass ich deine Traumblase platzen lasse." Dann beginnt sie, die "Quantenunsterblichkeitstheorie" zu erklären.

Diese Theorie besagt, dass niemand wirklich stirbt, weil das Bewusstsein nach dem Tod in einem Paralleluniversum weiterlebt.

Welche Rolle Quanten in der Theorie spielen, erklärt der TikTok-Künstler nicht. Aber wir helfen: Die Theorie basiert auf dem Gedankenexperiment "Quantum Suicide", das auf das Lehrbuch "The Mystery of the Quantum World" des Physikers Euan Squires von 1986 zurückgeht. Vereinfacht gesagt veranschaulicht es die Gesetze der Quantenmechanik und führt dazu, dass ein Mensch in jedem Universum immer einen Selbstmord überlebt und somit sozusagen unsterblich ist. Diese sogenannte Quantenunsterblichkeit setzt Joli Moli voraus.

Dann kommt sie zum Kern der Sache: "Wenn die Theorie der Quantenunsterblichkeit stimmt, würden wir erst nach dem Ende der Welt aufwachen - in einem Paralleluniversum." Und wir konnten uns an nichts erinnern, was wir in dem Universum, aus dem wir kamen, erlebt hatten. Ein echter Neustart sozusagen, wie sie im Video erklärt.

Da wir uns an keine Apokalypse erinnern konnten, würden wir nicht wissen, dass noch viele von ihnen die Erde getroffen haben. So viel mehr als der, von dem wir wissen, dass er vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgerottet hat. Rein hypothetisch muss es noch viel mehr solcher Megakatastrophen gegeben haben:

Genau aus diesem Grund hat unser Bewusstsein schon einige Übertragungen in alternative Versionen unserer Welt erfahren.

Jeder von uns hat natürlich schon zum Lichtschalter gegriffen – und dann gemerkt, dass er auf der anderen Seite der Wand steht. Ihr Gedächtnis hat Ihnen einen Streich gespielt. Wenn sich Menschen kollektiv falsch an etwas erinnern, wird dies als Mandela-Effekt bezeichnet: Viele Menschen dachten, sie könnten sich erinnern, dass Nelson Mandela in der Haft gestorben ist. Mandela erlebte nicht nur seine Haftentlassung 1990, sondern war auch noch 23 Jahre lang am Leben.

Genau dieser Effekt ist laut Joli Moli ein Hinweis darauf, dass dies tatsächlich in einem Paralleluniversum passiert ist, in dem sich unser Bewusstsein bereits befand. Der Lichtschalter war woanders, Mandela starb in Gewahrsam.

Aber glaubt Joli Moli wirklich daran oder ist es nur eine Art philosophische Performance? Sie schreibt uns: „Ich denke, es ist am wahrscheinlichsten, dass die Theorie der Quantenunsterblichkeit richtig ist. Wahrscheinlicher als jede andere Theorie vom Wesen der Wirklichkeit. "

Denn es beschäftigt die Community und es liegt außerhalb des Kommentarbereichs des Videos. Viele schreiben, dass sie den Gedanken, nie wirklich sterben zu können, schrecklich finden. Andere meinen, der Gedanke beruhige sie, etwa weil sie ihre Lieben bei tragischen Unfällen verloren haben.

Aber es gibt auch Kritik: Manche bezweifeln, dass es jemals möglich sein wird, die Existenz von Paralleluniversen nachzuweisen. Da ist sich der Künstler-Philosoph nicht ganz so sicher. „Wir haben ganze Systeme von Quantencomputern, die Superposition (Überlagerung von Zuständen, das Rot.) und Quantenverschränkung (Teilchen bilden nur zusammen einen bestimmten Zustand, das Rot.) verwenden und mit anderen Versionen ihrer selbst in Paralleluniversen kommunizieren. „Hier muss angemerkt werden, dass das, was mit Quanten funktioniert, nicht auf ein ganzes Bewusstsein übertragen werden kann.

Der Reiz einer solchen Sesselphilosophie liegt nicht darin, dass sie hundertprozentig plausibel ist. Wir beschäftigen uns mit Paralleluniversen & Co., weil wir uns zurücklehnen und auf das große Ganze schauen können. Das gibt Orientierung. Und gibt eine ganz neue Erklärung, wenn wir nach langem Tasten endlich das Licht anmachen können und uns fragen: "Hm, seit wann ist der Lichtschalter an der Seite?"

Die WELT als ePaper: Die Gesamtausgabe steht Ihnen am Vorabend zur Verfügung – so sind Sie immer auf dem neuesten Stand. Weitere Informationen: http://epaper.welt.de

Der Kurzlink zu diesem Artikel lautet: https://www.welt.de/234922630